Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei)

Die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), in den Alpenländern auch als Tessinerpalme bezeichnet, gehört zur Unterfamilie Coryphoideae in der Familie der Palmengewächse (Arecaceae).

Allgemein

Bild der Pflanze
Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei)

Die nach dem englischen Forschungsreisenden Robert Fortune benannte Chinesische Hanfpalme wurde erstmals 1712 unter der japanischen Bezeichnung „Shuro“ erwähnt. 1830 kamen die ersten Hanfpalmen aus Japan als Samen nach Europa.

Trachycarpus fortunei ist eine mittelhohe Fächerpalme, die im Alter eine maximale Wuchshöhe von 12 bis 15 m erreicht. Der Stamm ist in der Jugend vollständig und später nur im oberen Teil dicht mit braunen Fasern bedeckt.

Die Blattkrone kann aus 50 (und mehr) grünen Fächern bestehen. Nach und nach werden aber die ältesten Wedel im Laufe der Zeit von den Spitzen her gelb und vertrocknen. Die meisten Gärtner entfernen dann diese ältesten Wedel. Wenn diese eigentlich nun überflüssigen Blätter nicht der Schere des Gärtners zum Opfer fallen, verbleiben sie meist das ganze Palmenleben lang am Stamm. Daher nimmt die Krone der Trachycarpus fortunei ohne gärtnerische Eingriffe eine längliche Form an, oder besser gesagt, sie erscheint oben kugelförmig und verjüngt sich dann nach unten hin immer weiter.

Ab einer Stammhöhe von etwa 1 Meter erscheinen im Frühjahr entweder männliche oder weibliche Blütenstände. Die männlichen Blütenstände sind 70 bis 90 cm lang, nach der Blüte verwelken sie und trocknen aus, ohne abzufallen. Sie sind mit sehr dicht stehenden, auffallend gelb gefärbten Blüten besetzt.

Die weiblichen Blütenstände sind hellgrün und weniger dicht mit Blüten besetzt. Früchte entwickeln sich nach der Bestäubung nur an den weiblichen Blütenständen, es sei denn, dass sich neben den männlichen Blüten auch noch zwittrige Blüten an den männlichen Blütenständen befanden.

Die reifen Früchte sind blaue, nierenförmige, glatte Beeren. Die Früchte sind zunächst grün, später gelblich, voll ausgereift sind sie jedoch blau-violett gefärbt, in etwa wie eine blaue Weintraube, und ebenso wie diese wachsartig bereift.

Trachycarpus fortunei „wagnerianus“ wurde 1915 vom Botaniker Odoardo Beccari als neue Art unter dem Namen Trachycarpus wagnerianus beschrieben, gilt aber heute nicht mehr als eigenständige Art. Neueste Genanalysen zeigten, dass sich die „Wagnerianus“ zwar immer von Trachycarpus fortunei unterscheiden lässt, die genetischen Distanzen dabei aber äußerst gering sind.

Die „Wagnerianus“ wächst nicht ganz so hoch. Die Blätter sind wesentlich kleiner als bei Trachycarpus fortunei. Die Blütenstände sind denen der Trachycarpus fortunei sehr ähnlich, jedoch sind sie robuster und fester. Die „Wagnerianus“ ist ebenso frosthart wie die Trachycarpus fortunei und stellt in der Kultur dieselben Ansprüche.

Herkunft & Standort

Heimisch ist die Chinesische Hanfpalme vom Himalaya in Nord-Indien bis nach Nord-Thailand und der Volksrepublik China. Die wahre Heimat der Trachycarpus fortunei scheint jedoch in den subtropischen Regionen Zentral- und Ostchinas zu liegen.

Die Chinesische Hanfpalme ist eine der kälteresistenten Arten. In Europa ist sie im gesamten Mittelmeerraum bis in die milderen Gegenden Mitteleuropas anzutreffen, wie etwa in der Schweiz und Österreich.

Die Hanfpalme kann gut eingepflanzt oder als Kübelpflanze im Garten stehen. Dabei sollte ein durchlässiges und leicht saures Substrat verwendet werden. Ältere Exemplare vertragen auch reine Gartenerde. Die Hanfpalme mag gern Sonne; im Halbschatten wächst sie langsamer. Durch ausgiebiges Bewässern im Sommer lässt sich das Wachstum anregen, sodass 15 cm Stammzuwachs oder mehr pro Jahr auch in unseren Breiten möglich sind. Falls es draußen sehr kalt wird (< -10 °C) und gleichzeitig mit Wind zu rechnen ist, sollte die Pflanze entweder vor Wind geschützt werden (damit die Blätter nicht abknicken) oder zum Überwintern in einen möglichst hellen, kühlen Raum gestellt werden (unter 5 °C kann es auch dunkler sein); während der Winterruhe sollte das Substrat niemals austrocknen. Im Freiland überwinterte Palmen sind sehr frosttolerant und anders als viele andere frosttolerante Palmen ist die Hanfpalme zudem auch noch sehr nässetolerant, da sie aus ihrem Naturhabitaten viel Niederschlag gewöhnt ist. Längerer Dauerfrost, auch wenn die Temperaturen tagsüber positiv sein mögen, mit tiefem Bodenfrost, welcher die Wurzeln an der Wasseraufnahme hindert, ist weitaus gefährlicher, als kurzzeitige sehr kalte Wettereinflüsse. Häufiges Problem ist nicht die Schädigung der Pflanze, viel mehr vertrocknen sie, da kein Wasser aus dem gefrorenen Boden mehr aufgenommen werden kann, was für immergrüne Pflanze wichtig ist, da sie auch im Winter Wasser verdunsten. Ab etwa -10 °C sollten unbedingt Schutzmaßnahmen getroffen werden. Auspflanzversuche sind in Gegenden, die der Winterhärtezone 7b und 8a zuzurechnen sind, in den letzten Jahren geglückt. Zumindest in Winterhärtezone 7b sollte jedoch bei tieferen Temperaturen ein Nässe- oder Winterschutz angebracht werden.

Als Zierpflanze benötigt die Pflanze nördlich der Alpen in kälteren Wintern Schutz. Ohne aktiven Schutz (Umbauung, Heizung) kann es zu starken Blattschäden oder zu Totalverlust kommen. Ursache für das Absterben der Pflanzen sind Unterschreiten einer Mindesttemperatur mit gefolgtem Zerstören des Meristems und/oder Trockenschäden auf Grund von Dauerfrost.

In der Schweiz wurde die Chinesische Hanfpalme ursprünglich als Zierpflanze angelegt. Inzwischen verwilderte Pflanzen besiedeln dort Waldlichtungen und andere gestörte Waldstandorte. Sie gilt dort mittlerweile als invasiver Neophyt. Zwar kann die Chinesische Hanfpalme dort weiterhin als Zierpflanze gekauft werden, allerdings werden Eigentümer dazu angehalten, die Blütenbestände rechtzeitig abzuschneiden um eine Vermehrung zu verhindern.

Auch in den mildesten Regionen von Deutschlands besteht eine Gefahr einer invasiven Ausbreitung. In Österreich wurden verwilderte junge Palmen an sechs Standorten gefunden.

Verwendung

Trachycarpus fortunei wird auf Grund ihrer Robustheit heute als Zierpflanze in vielen Gärten in Europa kultiviert und ist damit die am häufigsten ausgepflanzte Palme in Europa.

Früher war sie eine wichtige Nutzpflanze, denn die zähen Fasern wurden zu Matten, Seilen, Bürsten und sogar Regenumhängen verarbeitet. Auch das dauerhafte, gegen Nässe widerstandsfähige Stammholz wird sehr geschätzt.

Wissenswertes

In den Alpenländern wird sie auch als Tessinerpalme bezeichnet, da es dort verwilderte Pflanze im Tessin, am Monte Caslano, gibt.

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